Als ich in der ersten Oktoberhälfte 2016 den Südwesten der USA bereiste, war der Wahlkampf zwischen Donald Trump und Hillary Clinton noch voll im Gange und in Las Vegas habe ich die 2. Debatte auf CNN live mitverfolgt und während dem Autofahren etliche Stunden Polittalks angehört. Dass Donald Trump nun als Präsident gewählt wurde, ist sicher eine grosse Überraschung, aber irgendwie halt doch die logische Konsequenz in einem Land, dass in den letzten Jahren zu viele Verlierer produziert und diese sich selbst überlassen hat. Aber das ist ein anderes Thema…
Die Reise begann in San Francisco (Kalifornien), einer Stadt, die im Gegensatz zu Las Vegas, welches die letzte Station meiner Reise war, aus meiner Sicht nicht typisch amerikanisch ist, anders auch als New York. In SF hatte ich oft das Gefühl, ich könnte auch in einer grösseren europäischen Stadt sein, ja sogar in Zürich. Wunderschön ist der dem Meer entlanggezogene Pier, imposant die Golden Gate Bridge, welche es sich lohnt zu Fuss zu überqueren, da man einen wunderschönen Blick auf SF und Alcatraz hat. Und mit den Cable Cars muss man natürlich auch einmal gefahren sein (kurz im kleinen Museum vorbeizuschauen, lohnt sich auch). SF ist zudem deutlich hügeliger, als ich es mir vorstellte. Das Schöne an SF ist, dass man einen Grossteil der Stadt zu Fuss erkunden kann. Ich bin auch von der Golden Gate Bridge zurück nach SF gelaufen, auch das ist gut machbar und sehr schön, dem Meer entlang. Etwas störend sind die extrem vielen Obdachlosen, aber das scheint einfach zu SF dazuzugehören.
Danach fuhr ich zwei lange Tag hunderte von Kilometern mit Zwischenhalt in Barstow Richtung Grand Canyon. Am Abend war es dort sehr kühl, ja schon kalt. Am anderen Tag aber wieder angenehm über 20 Grad. Der Grand Canyon ist imposant, es war mir nicht bewusst, wie gross das Gebiet und wie breit der Canyon ist und vor allem auch, dass er über 2000 m.ü.M. liegt. Wenn man dem Rim entlang läuft, hat man einen tollen Ausblick auf den Canyon und abseits der grossen Parkplätze mit entsprechend vielen Touristen, war nicht viel los. Der Grand Canyon ist etwas vom imposantesten, das ich je gesehen habe. Speziell im Grand Canyon ist, dass man hier zwar alle Arten von Süssgetränk, aber kein Wasser in kleinen Petflaschen kaufen kann. Es gibt dafür etliche Wasserauffüllstationen auf der Wanderroute dem Rim entlang.
Weiter ging es tags darauf wieder ein paar hundert Kilometer nach Arizona ins Monument Valley. Hier ist der Temperaturunterschied von Tag und Nacht noch extremer. Hier erlebte ich auch einen der schönsten Sonnenaufgänge. Zu empfehlen ist der Wild-Cat Trail, eine kleine Wanderung, welche um einen der grossen Steinhügel führt. Als Kontrast zum Grand Canyon, wo die Farben grau und grün vorherrschten, sind hier der Sand und die Felsen rötlich.
Als letzter der Nationalparks besuchte ich im Bundesstaat Utah den Bryce Canyon. Hier lohnt sich eine Wanderung in die Schlucht hinunter, den eindrücklichen Hoodoos entlang. Die Wege sind gut und nicht wirklich anstrengend.
Ich kann alle drei Nationalparks sehr empfehlen. Man kann entweder bei jedem Nationalpark Eintritt bezahlen oder gleich eine Jahreskarte erwerben. Wenn man 3 Pärke besucht, dann lohnt sich bei 2 Personen mit Auto eine Jahreskarte.
Ebenso eindrücklich wie die Nationalparks, ist die endlose Weite der Bundesstaaten Kalifornien, Arizona, Utah und Nevada. Da kann man stundenlang praktisch geradeaus fahren und kommt an keinem grösseren Ort vorbei, sieht grosse Farmen und ab und zu diese trostlosen Trailerparks. In Kalifornien sieht man etliche grosse Windparks.
Zum Abschluss gabs dann den grossen Kontrast mit Las Vegas und seinem 24-Stunden-Betrieb (ausser bei den Restaurants, aber auch dort findet man in den Casinos meist ein Restaurant, dass noch offen hat). Ich hatte ein Zimmer im Bellagio mit Blick auf das berühmte Wasserspiel, das am Nachmittag/Abend regelmässig zu bestaunen ist….der Fernseher liefert die passende Musik auf einem eigenen Kanal dazu.
Obwohl Las Vegas nicht allzu gross ist, kommt man vor lauter Casinos, Hotels mit ihren unzähligen Geschäften, fast nicht vorwärts. Man kann sich stundenlang praktisch nur innerhalb der Gebäude bewegen, wenn man will, man muss nur für eine kurze Passage nach draussen. Einfach der Strasse entlang zu laufen ist fast mühsamer und wohl aus konsumtechnischen Gründen auch nicht erwünscht. In Las Vegas war es tagsüber, aber auch in der Nacht angenehm warm.
Las Vegas ist faszinierend für zwei, drei Tage. Danach hat man es aus meiner Sicht gesehen. Eindrücklich ist, wenn man mit dem Auto durch die Steppenwüste fährt und dann am Horizont die ersten Wolkenkratzer auftauchen, quasi aus dem Nichts heraus.
Ich war rund 12 Tage unterwegs. Es war ein gedrängtes, aber eindrückliches Programm für diese kurze Zeit. Da ich mit einem Kollegen unterwegs war, konnten wir uns beim Autofahren abwechseln, so dass man weniger Pausen einlegen und mehr Kilometer fahren konnte. Rückblickend würde ich in SF anstatt 4 nur 3 Nächte verbringen und dafür im Grand Canyon zwei Nächte und dort noch eine Wanderung den Canyon hinunter machen.
Roger, November 2016